Risikofaktoren

Zu diesem Thema hat das Kompetenznetz Schlaganfall auch eine Patientenbroschüre herausgegeben: Was kann ich tun, um einem Schlaganfall vorzubeugen?

Theoretisch kann jeder Mensch einen Schlaganfall erleiden - ob er nun jung ist oder alt. Grundsätzlich ist der Schlaganfall keine Krankheit, die nur die "Alten" betrifft. Etwa jeder vierte Neuerkrankte ist im erwerbsfähigen Alter (P. U. Heuschmann et al. Schlaganfallhäufigkeit und Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland. Akt Neurol 2010; 37(7)), schätzungsweise 5 % von ihnen sind sogar jünger als 40 Jahre.

Außerdem besteht bei Personen, bei denen Verwandte einen Schlaganfall erlitten haben, ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, da bestimmte Risikofaktoren einen Schlaganfall zu erleiden, erblich sind.

Das Alter und genetische Voraussetzungen sind also Risikofaktoren die nicht beeinflussbar sind. Andere Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalles erhöhen, sind durch den Menschen beeinflussbar. Zu diesen Risikofaktoren gehören vor allem:

Hoher Blutdruck

Der Bluthochdruck wird auch als arterielle Hypertonie bezeichnet. Die arterielle Hypertonie ist definiert als dauerhafte Erhöhung des systolischen und diastolischen Blutdrucks (oberer und unterer Blutdruckwert). Erhöhte Werte, die einmalig oder gelegentlich gemessen wurden, bedeuten nicht zwangsläufig einen Bluthochdruck. Für die Diagnose sind regelmäßig erhöhte Messwerte entscheidend.

Der optimale Blutdruck liegt bei Werten von 120/80 mm Hg (nach den Zielwerten der WHO).

Die Grenze zur arteriellen Hypertonie liegt bei Erwachsenen bei 140/90 mm Hg.

Eine Hypertonie kann, je nach der Höhe der Blutdruckwerte, unterschiedlich schwer sein:

  • mittelschweren Hypertonie: Werte die dauerhaft über 160/100 mm Hg liegen
  • schwere Hypertonie: Werte die dauerhaft über 180/110 mm Hg liegen

Der Bluthochdruck ist ein wesentlicher Risikofaktor für den Schlaganfall, da er zu einer Verengung und zur Verkalkung der Blutgefäße führt (Arteriosklerose). Deshalb erleiden Patienten mit hohem Blutdruck häufiger einen Schlaganfall als Menschen ohne hohen Blutdruck. Bluthochdruck erhöht das relative Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, im Vergleich zu einem Menschen, der keinen Bluthochdruck hat um das sechs- bis achtfache. Dabei spielt die Höhe des Bluthochdrucks eine besondere Rolle, denn mit der Höhe des Blutdrucks, nimmt das Schlaganfallrisiko zu. Eine Behandlung des Bluthochdrucks hingegen führt wiederum zu einer deutlichen Risikominderung im Vergleich zu unbehandelten Patienten.

Ein wesentliches Problem besteht darin, dass der Bluthochdruck immer noch zu selten erkannt wird. Ein Mensch mit hohem Blutdruck bemerkt ihn meist nicht, denn Bluthochdruck tut nicht weh. Deshalb ist es wichtig, seinen Blutdruck regelmäßig kontrollieren zu lassen und gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten. Jeder Mensch sollte seinen Blutdruck kennen.

Rauchen

Zigarettenrauchen ist ein bedeutsamer Risikofaktor für den Schlaganfall. Das Schlaganfallrisiko steigt mit der Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten und der Anzahl der Jahre, in denen geraucht wurde. Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein 1,5 bis 2 mal erhöhtes relatives Risiko einen Schlaganfall zu erleiden. Die negativen Eigenschaften des Rauchens sind vielfältig:

  • Rauchen fördert die Verkalkung der Blutgefäße (Arteriosklerose).
  • Rauchen führt über das Nervensystem zu einer Freisetzung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und zu einer Verengung der Blutgefäße. Dadurch entsteht wiederum Bluthochdruck. Die Verengung der Blutgefäße schränkt die Versorgung des Gehirns mit lebenswichtigen Stoffen ein, da in den verengten "Leitungen" beispielsweise nicht mehr ausreichend rote Blutkörperchen fließen können.
  • Zusätzlich vermindert Rauchen die Menge des Sauerstoffs, den die roten Blutkörperchen im Körper transportieren können. Die Sauerstoffmenge, die dem Gehirn (und anderen Körperteilen) zur Verfügung steht, sinkt. Das Gehirn signalisiert aufgrund der Sauerstoffnot dem Knochenmark, mehr rote Blutkörperchen zu produzieren. Durch die vermehrte Bildung von roten Blutkörperchen kommt es zu einer "Bluteindickung" und die Blutfließeigenschaften werden gestört. Das Blut ist dickflüssiger und zäher, dadurch fließt es schlechter durch die zusätzlich auch verengten Gefäße.
  • Rauchen führt darüber hinaus zu einer Erhöhung der Bereitschaft des Blutes zu gerinnen, insbesondere durch eine verstärkte Klebrigkeit der Blutplättchen (Thrombozyten). Das erhöht die Gefahr einer Klümpchenbildung im Blut. Schließlich führt Rauchen zu Fettstoffwechselstörungen.

Geben Sie daher in jedem Fall das Rauchen auf!

Die Beendigung des Zigarettenrauchens führt zu einer deutlichen Verminderung des Schlaganfallrisikos. Schon fünf Jahre nach kompletter Beendigung des Rauchens erreichen Sie wieder das Risiko eines Nichtrauchers.

Fettstoffwechselstörungen

Fettstoffwechselstörungen erhöhen das Schlaganfallrisiko, denn Blutfette lagern sich an den Arterienwänden ab und fördern die Entwicklung der Gefäßverkalkung (Arteriosklerose).

Hervorzuheben ist das Cholesterin, da bei Cholesterinwerten über 240 mg/dl das Schlaganfallrisiko um das Zweieinhalbfache steigt. Der Cholesterinspiegel sollte unter 200 mg/dl liegen. Dieser Richtwert ist besonders wichtig, wenn der "schlechte" Cholesterinteil (das sog. LDL) erhöht und der "gute" Cholesterinteil (das sog. HDL) erniedrigt ist.

Jeder sollte seinen Cholesterinwert im Blut kennen und gegebenenfalls durch Änderungen in der Ernährung oder mit Medikamenten behandeln. Die Ernährung hat großen Einfluss auf den Cholesterinwert. Als Richtlinie gilt, dass der Verzehr von tierischen Fetten eingeschränkt oder durch pflanzliche Fette ersetzt werden sollte. Sport und regelmäßige Bewegung haben ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Blutfettspiegel.

Rauchen jedoch beeinflusst die Blutfettspiegel negativ.

Übergewicht und Bewegungsmangel

Was als "dick" oder als "dürr" bezeichnet wird, ist oft genug durch Mode und Zeitgeist bestimmt. Es ist schwer zu sagen, was für einen individuellen Menschen das ideale Gewicht sein soll. Dennoch ist es möglich festzulegen, welches Körpergewicht bei welcher Körpergröße dem statistischen Durchschnitt entspricht, eine hohe Lebenserwartung mit sich bringt und die Gesundheit fördert.

Übergewicht ist definiert als ein im Vergleich zur Körpergröße zu hohes Körpergewicht.

Dieses Verhältnis wird mit Hilfe des so genannten "Body Mass Index" (BMI) errechnet. Der BMI ergibt sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm [kg] geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern [m²]. Der empfohlene BMI ist vom Alter abhängig und kann der nachfolgenden Tabelle entnommen werden.

BMI = Körpergewicht [kg] / Körpergröße [m²]

Altersgruppe
in Jahren
wünschenswerter BMI
[kg/m²]
19 - 24 19 - 24
25 - 34 20 - 25
35 - 44 21 - 26
45 - 54 22 - 27
55 - 64 23 - 28
> 65 24 - 29

Übergewicht ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen. Es führt zu Bluthochdruck, belastet die Knochen und Gelenke und erhöht die Gefahr an Diabetes zu erkranken. Das relative Risiko eines übergewichtigen Menschen, einen Schlaganfall zu erleiden, ist im Vergleich zu einem normalgewichtigen Menschen um das Ein- bis Zweifache erhöht.

Deshalb: Schaffen Sie sich Bewegung. Das ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Übergewicht abzubauen. Grundsätzlich gilt: Ausdauersportarten sind sinnvoll. Fangen Sie langsam an, aber: Fangen Sie an!

Zuckerkrankheit / Diabetes mellitus

Die so genannte Zuckerkrankheit (Diabetes) ist ein wichtiger Risikofaktor für den Schlaganfall. Diabetes ist ein Sammelbegriff für viele unterschiedliche Formen von Stoffwechselstörungen, denen gemein ist, dass der Zuckerspiegel im Blut nach dem Essen und nüchtern zu hoch ist. Bei Patienten mit Diabetes werden die Wände der Blutgefäße angegriffen. Sie verdicken sich und dadurch wird die Durchgängigkeit der Blutgefäße gestört. Die Verdickung der Gefäßwände erfolgt unter anderem auch über die Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Die Verdickung der Gefäßwände wird durch alle Formen der Zuckerkrankheit wie z. B. auch durch den so genannten "Altersdiabetes" verschlimmert.

Das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, ist für Menschen mit Diabetes gegenüber gesunden Menschen um das Zwei- bis Dreifache erhöht. Viele Menschen mit Diabetes merken zunächst nicht, dass sie die Erkrankung haben. Diabetes tut nicht weh, deshalb wird die Krankheit oft erst spät bemerkt. Der Altersdiabetes ist die häufigste Form. Auch hier gilt, dass nur eine Erkrankung behandelt werden kann, die bekannt ist. Regelmäßige Untersuchungen auf das Vorhandensein von Diabetes sind deshalb sinnvoll. Mit einer Behandlung lässt sich eine Verringerung des Risikos herbeiführen.

Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern)

Herzrhythmusstörungen sind Störungen im normalen Ablauf des Herzschlages, genauer gesagt der Herzmuskelerregung. Das Herz schlägt dann nicht mehr regelmäßig. Insbesondere eine bestimmte Art von Herzrhythmusstörung, das Vorhofflimmern, bedeutet ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko. Bei Menschen mit Vorhofflimmern ist das Schlaganfallrisiko mindestens um das Fünffache erhöht. Etwa 5 % aller Menschen mit Vorhofflimmern bekommen pro Jahr einen Schlaganfall. Kommen neben dem Vorhofflimmern weitere Herzerkrankungen wie Herzgefäßerkrankungen (KHK = koronare Herzerkrankung) oder Herzschwäche (Herzinsuffizienz) hinzu, erhöht sich das Risiko zusätzlich um den Faktor zwei bis drei. Besonders schwerwiegend ist das Vorliegen einer so genannten rheumatischen Herzschädigung, die durch eine Infektion mit Streptokokken verursacht wird. Bei Vorhofflimmern mit einer rheumatischen Herzschädigung erhöht sich das Schlaganfallrisiko um das Siebzehnfache. Die Datenlage aus wissenschaftlichen Studien legt außerdem nahe, dass insbesondere ältere Menschen mit Vorhofflimmern ein erhöhtes Schlaganfallrisiko tragen.

Bei Menschen mit Vorhofflimmern können sich durch den unregelmäßigen Herzschlag kleine Blutklümpchen im Herzen bilden (vor allem passiert dies im so genannten Herzvorhof). Diese Blutklümpchen können dann aus dem Herzen ins Gehirn gepumpt werden, wo sie die Gehirngefäße verschließen und die Blutversorgung des Gehirns dadurch unterbrechen.

Vorhofflimmern ist häufig: Bei den Menschen zwischen 40 und 65 Jahren leiden 2,3 % daran, bei den Menschen, die älter als 65 Jahre sind, etwa 5,0 %.

Beim Fühlen des Pulses am Handgelenk lässt sich einfach feststellen, ob der Herzschlag regelmäßig ist oder nicht. Mithilfe eines EKG können viele Arten von Herzrhythmusstörungen erkannt werden. Auch hier ist es so, dass viele Menschen nicht wissen, dass bei ihnen Herzrhythmusstörungen vorliegen. Nur eine Untersuchung kann Gewissheit bringen.

Zur Vorbeugung eines Schlaganfalles bei Menschen mit Vorhofflimmern werden Medikamente eingesetzt, die das Blut verdünnen, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern. Diese Medikamente heißen Antikoagulantien. Die bekanntesten Medikamente zur Blutverdünnung heißen Markumar®, Warfarin® und Falithrom®. Auch Aspirin® (ASS) verdünnt das Blut, wirkt aber auf eine andere Weise. Aspirin® gehört zur Medikamentengruppe der Blutplättchen-Aggregationshemmer.

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