01.04.2003

Risiken der Schlaganfall-Behandlung

Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlaganfall Register (ADSR)

Wirksamkeit der Lyse-Behandlung in der klinischen Routine: Erfahrung ist besser

Jahr für Jahr erkranken in Deutschland zirka 200.000 Menschen neu an einem Schlaganfall. In 80 Prozent der Fälle ist ein Gefäßverschluss die Ursache, der so genannte Hirninfarkt. Große Hoffnungen wurden in eine medikamentöse Beseitigung dieses Gefäßverschlusses innerhalb der ersten drei Stunden nach Beginn der Symptome gesetzt. Diese als Thrombolyse bezeichnete neuartige Therapieform ist seit Herbst 2000 unter bestimmten Auflagen auch in Deutschland zugelassen. Eine Thrombolyse-Behandlung nach Schlaganfall ist jedoch mit einer Reihe von Risiken verbunden, wie zum Beispiel einer erhöhten Rate an Hirnblutungen.

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlaganfall Register (ADSR) konnte jetzt erstmalig für Deutschland wissenschaftlich untermauerte Daten zu unterschiedlichen Auswirkungen der Thrombolyse-Behandlung nach Schlaganfall im klinischen Alltag vorlegen. Die ADSR ist ein freiwilliger Zusammenschluss langjährig etablierter, regionaler Register zur Qualitätssicherung in der Schlaganfallbehandlung in Deutschland. Nach einer Thrombolyse-Behandlung starben deutlich weniger Patienten in Kliniken mit großer Erfahrung in der Anwendung der Thrombolyse verglichen mit Krankenhäusern, in denen diese neuartige Therapieform selten angewendet wurde. Zu diesem Fazit gelangen die Ergebnisse der gemeinsamen Datenauswertung der ADSR, die jetzt in der aktuellen Online-Ausgabe der englischsprachigen Fachzeitschrift "Stroke" vorab veröffentlicht wurden.

An der Datenpoolung des Jahres 2000 der ADSR nahmen die Qualitätssicherungsprojekte Bayern, Hamburg, Hessen und Westfalen-Lippe teil. In der ADSR sind 104 Kliniken aller Fachrichtungen sowie aller Versorgungsstufen vertreten. Die gemeinsame Datenauswertung dieser Arbeitsgemeinschaft wird seit 2003 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im nationalen Förderprogramm "Kompetenznetz Schlaganfall" gefördert und vom Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin des Universitätsklinikums Münster unter der Leitung von Dr. Peter Heuschmann koordiniert.

Im Jahr 2000 konnten in den regionalen Qualitätssicherungsprojekten der ADSR insgesamt 13.440 Patienten nach Hirninfarkt dokumentiert werden. 384 (drei Prozent) dieser Patienten wurden mit der neuartigen Therapieform Thrombolyse behandelt. Während des Krankenhausaufenthaltes verstarben 11,7 Prozent der Patienten, die eine solche Behandlung erhielten. Diese Sterblichkeit unterschied sich deutlich je nach Erfahrung des behandelnden Krankenhauses in der Anwendung der Thrombolyse. In Kliniken, die mehr als fünf Thrombolyse-Behandlungen pro Jahr durchführten, konnte keine erhöhte Sterblichkeit für die lysierten Patienten gefunden werden. Patienten hingegen, die diese Therapie in Kliniken erhielten, die nur maximal fünf Thrombolyse-Behandlungen pro Jahr durchführten, zeigten verglichen mit nicht-lysierten Patienten eine dreifach erhöhte Wahrscheinlichkeit im Krankenhaus zu sterben.

Die Ergebnisse der Datenauswertung unterstreichen laut Heuschmann die Bedeutung der vornehmlich von den Landesärztekammern, den Krankenkassen, und den Krankenhausgesellschaften getragenen Qualitätssicherungsprojekte auf regionaler Ebene. Gerade das Beispiel Schlaganfall verdeutliche, dass aussagekräftige Qualitätsvergleiche für die zukünftige Verbesserung der stationären Versorgung in Deutschland im Rahmen einer konstruktiven und gemeinschaftlichen Zusammenarbeit aller Beteiligten machbar sind. Weiterführende Auswertungen der ADSR für die Jahre 2001 und 2002 zur Untersuchung der Krankenhaus-Sterblichkeit nach Thrombolyse bei zunehmender Etablierung dieses Therapieverfahrens sind geplant.

Pressestelle der Universität Münster

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenster.de/institute/epi/

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