Projekt: „Erlanger Schlaganfall Register“

Hintergrund

In Deutschland erleiden jährlich etwa 160000 Menschen erstmals einen Schlaganfall, davon verstirbt jeder Dritte binnen eines Jahres. Rund die Hälfte der Patienten, die einen Schlaganfall überleben, ist behindert und auf fremde Hilfe angewiesen. Der Schlaganfall ist damit die häufigste Ursache für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter. Der intensive Pflege- und Versorgungsbedarf macht den Schlaganfall zu einer der teuersten Erkrankungen in den westlichen Industrienationen.

Ziele

Hohe Behandlungskosten vermeiden und die Versorgung von Schlaganfallpatienten optimieren - dafür eine Datengrundlage zu schaffen, hat sich das Teilprojekt "Kosten der Schlaganfallversorgung" auf die Fahnen geschrieben. Keine leichte Aufgabe. Denn um den Kosten- und Versorgungsbedarf langfristig planen zu können, die Prävention auf den richtigen Weg zu bringen sowie die Versorgungsforschung optimal auszurichten, sind präzise Informationen über den Ressourcenverbrauch und die Behandlungskosten des Schlaganfalls unerlässlich. Insbesondere repräsentative Bevölkerungsdaten schaffen hierfür die notwendige Datengrundlage. Für Deutschland gab es jedoch bislang keine konkreten Kostenberechnungen. Der Grund: Bisher schätzte man die Kosten der Schlaganfall-Behandlung auf Grundlage von Daten, die entweder nicht innerhalb Deutschlands gewonnen wurden oder die auf Hochrechnungen von Routinestatistiken basierten. Solche Schätzungen weisen jedoch starke Unsicherheiten auf, da durch die Struktur des deutschen Gesundheitswesens Versorgungs- und Pflegekosten im Langzeitverlauf nicht genügend berücksichtigt werden konnten. Diese Wissenslücke soll durch das Teilprojekt geschlossen werden.

Vorgehensweise

Um dieses Ziel zu erreichen, wird das ERLANGER SCHLAGANFALL REGISTER - ein bereits etabliertes und bewährtes Register -, genutzt. Das 1994 eingerichtete Register ist das erste und bisher einzige epidemiologische Schlaganfallregister ohne Altersbeschränkung in Deutschland. Durch die enge Zusammenarbeit mit Kliniken, Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten können zudem sämtliche diagnostizierten Schlaganfälle sowohl von stationär als auch von ambulant behandelten Patienten, unabhängig von der Schwere der Erkrankung, eingeschlossen werden. So ist sichergestellt, dass die gewonnenen Informationen repräsentativ für die Gesamtbevölkerung sind.

Die Patienten werden über einen Gesamtzeitraum von 10 Jahren weiterverfolgt. Die Forscher des Teilprojektes erheben die Daten prospektiv und ermitteln sowohl die Versorgungsleistungen der Akutbehandlung und Rehabilitation, als auch die der Hausärzte und der pflegenden Angehörigen.

Ergebnisse

Mehrwert durch Vernetzung

Das Projekt ist eines der wenigen Forschungsvorhaben in Deutschland, das sich systematisch mit gesundheitsökonomischen Fragestellungen beim Schlaganfall beschäftigt. Innerhalb des Kompetenznetzes Schlaganfall fungiert die Arbeitsgruppe deshalb als Ansprechpartner für gesundheitsökonomische Fragestellungen und als Plattform für Methodenberatung (Erhebungsinstrumente, Kostenübersichten und Leistungskomponenten). Durch die Beteiligung des Projektes seit Juli 2003 im Kompetenznetz wächst zum einen das Wissen um gesundheitsökonomische Zusammenhänge in der klinischen Versorgung und zum anderen wird die Forschung zur Gesundheitsökonomie des Schlaganfalls im internationalen Wettbewerb verstärkt.

Weitere Informationen

http://www.public-health.med.uni-erlangen.de/

Projektleiter

PD Dr. med. Peter L. Kolominsky-Rabas
Forschungsunit Public Health
Neurologische Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg
Schwabachanlage 6
91054 Erlangen
Tel.: +49-91 31 / 85-35855
Fax: +49-91 31 / 85-35854
E-Mail

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