Projekt: „Populationsgenetik des Schlaganfalls“

Hintergrund

Zur Entstehung eines Schlaganfalls trägt eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen bei. Ebenso bestimmen zum Teil noch unbekannte genetische Faktoren das Schlaganfallrisiko. Das haben Vergleichsstudien mit Zwillingen gezeigt. Selten führt jedoch eine Veränderung in nur einem Gen zu einem Schlaganfall. Bei den meisten Schlaganfalltypen wirken mehrere Gene und Umweltfaktoren in komplexer Weise zusammen.

Ziele

Wissenschaftler des Kompetenznetzes fahnden nach solchen, für den Schlaganfall mitverantwortlichen Genen. Die Ergebnisse dieser Projektgruppe könnten langfristig dazu dienen, Hochrisikopatienten rechtzeitig zu erkennen und individuell vorbeugend zu behandeln. Um jedoch den komplexen erblichen Veranlagungen zum Schlaganfall auf die Spur zu kommen, muss eine hohe Anzahl genetischer Proben von Schlaganfallpatienten untersucht werden. In Zusammenarbeit mit drei anderen genetischen Projektgruppen des Kompetenznetzes entsteht deshalb eine der größten Gen-Datenbanken am Max-Delbrück-Zentrum in Berlin. Grundvoraussetzung dafür ist die Entwicklung von einheitlichen Standards.

Vorgehensweise

Welches Gen erhöht, wenn es verändert wird, das Schlaganfall-Risiko? Und wie stark erhöht es das Risiko? Um diese Fragen zu beantworten, hat das Kompetenznetz-Projekt in zwei Regionen Deutschlands (Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern) ein Netzwerk mit verschiedenen Krankenhäusern, in denen Schlaganfallpatienten behandelt werden, aufgebaut. Genetische Proben von insgesamt bisher etwa 2500 Schlaganfallpatienten und 2500 gesunden Menschen konnte die Forschergruppe auf diese Weise untersuchen und miteinander vergleichen. Das besondere Interesse der Forscher gilt dabei Veränderungen in jenen Genen, die eine bedeutende Rolle in bestimmten Stoffelwechselwegen spielen. Störungen in diesen Stoffwechselwegen stellen Risikofaktoren für einen Schlaganfall dar.

Ein Teil der Genproben wurde in die zentrale genetische Daten- und Materialbank des Max-Delbrück-Zentrums in Berlin Buch eingespeist, damit sie auch den anderen genetischen Projekten des Kompetenznetzes zu Verfügung stehen.

Erste Ergebnisse

Die ersten Ergebnisse zeigen eindeutig: DAS „Schlaganfallgen“ gibt es nicht. Vielmehr scheinen sehr viele Genveränderungen in sehr vielen Genen die Schlaganfallgefahr zu erhöhen. So konnten die Forscher bereits in mindestens vier Genen Veränderungen ausfindig machen, die jede für sich das Risiko geringfügig steigern. Treten mehrere dieser Genvariationen zusammen auf, vergrößert sich das Schlaganfallrisiko erheblich – und zwar in einer Höhe, die vergleichbar mit dem Vorliegen eines Bluthochdrucks ist, dem wiederum wichtigsten Risikofaktor für Schlaganfall. Die bisher identifizierten Gene beeinflussen die Regulation des Blutdrucks, die Biologie der Gefäßwand sowie die Funktion der Blutplättchen.

Projektleiter

Prof. Dr. med. Florian Stögbauer
Neurologische Klinik
Klinikum Osnabrück
Am Finkenhügel 1
49076 Osnabrück
Tel.: +49-541/405-6500
Fax: +49-541/405-6599
E-Mail

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