Bildgebende Verfahren bei Schlaganfall

Hauptziel des Netzes ist es, die Akuttherapie von Schlaganfall-Patienten durch den Einsatz verbesserter diagnostischer bildgebender Methoden zu verbessern. Die Forscher suchen nach MRT-Parametern, die prognostische und therapeutische Bedeutung für Schlaganfallpatienten haben. Zudem wollen die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Entstehung und den Verlauf des Schlaganfalls gewinnen. Die Entwicklung und Etablierung einer gemeinsamen Bilddatenbank soll die Basis für multizentrische Studien bilden. Das Subnetz besteht dabei aus folgenden Projektbereichen:

  • Projektbereich: Definition der Penumbra zur Therapieentscheidung des Schlaganfalls
  • Projektbereich: Risikostratifizierung von Schlaganfallpatienten
  • Projektbereich: Bestimmung pathophysiologischer Parameter
  • Projektbereich: 3-Tesla-MRT beim akuten Schlaganfall

Vorgehensweise

Um multizentrische Studien durchzuführen, haben sich im Kompetenznetz bundesweit neun auf dem Gebiet der Bildgebung führende Zentren auf ein einheitliches Messprotokoll geeinigt. Durch diese Kooperation entsteht ein deutlicher Mehrwert für jedes Forschungsvorhaben. Denn die gemeinsame Datenerfassung und -auswertung mit höheren Fallzahlen erlaubt wissenschaftliche Aussagen von hoher klinischer Relevanz und Qualität. Zudem arbeiten Kliniker und Grundlagenforscher eng zusammen, um die MRT-Technik voranzutreiben, und diese möglichst rasch den Patienten zu Gute kommen zu lassen. So überprüfen Mediziner im Tiermodell erprobte Messsequenzen in der klinischen Praxis auf ihre Tauglichkeit.

Erste Ergebnisse

Ursache für ca. 80% aller Schlaganfälle ist ein Gefäßverschluss (ischämischer Schlaganfall). Es gibt bisher nur eine Akuttherapie, die direkt an der Ursache ansetzt: Die rtPA-Thrombolyse (recombinant tissue Plasminogen-Aktivator), auch Lyse genannt. Dabei wird ein Medikament eingesetzt, welches das verstopfte Blutgefäß durch Auflösung des Blutergerinnsels wieder eröffnet. Um jedoch eine Lyse-Therapie – bei geeignetem Zeitfenster – einzuleiten, muss vorher eine Blutung im Gehirn ausgeschlossen werden. Eine Gehirnblutung lässt sich jedoch klinisch häufig nicht eindeutig erkennen. Eine multizentrische Studie des Netzes konnte zeigen, dass Blutungen im MRT zuverlässig detektiert werden können, und die derzeit übliche CT-Untersuchung zum Blutungsausschluss vor Lyse-Therapie zusätzlich zum MRT nicht notwendig ist (Fiebach et al., Stroke 2004; 35: 502-06). Patienten gewinnen dadurch wertvolle Zeit, denn mit einer geeigneten Therapie kann nun früher begonnen werden.

Einer anderen Forschergruppe des Teilprojektes ist ein weiterer wichtiger Fortschritt in der Akuttherapie gelungen: Dank präziseren MRT-Methoden ist es nach einem Schlaganfall nun besser möglich, zwischen noch zu rettendem und bereits abgestorbenem Hirngewebe zu unterscheiden (Röther et al., Stroke 2002; 33: 2438-45). Risiken und Erfolg einer Lyse-Therapie lassen sich damit vorher besser beurteilen. Für einige Betroffene erweitert sich dadurch das Zeitfenster für eine effektive Lyse-Behandlung von drei auf sechs Stunden nach Symptombeginn, was einige vor schweren Behinderungen oder gar den Tod bewahren kann. Das verbesserte Diagnoseverfahren wird bereits zunehmend in deutschen Kliniken eingesetzt.

In einer weiteren multizentrischen Untersuchung wurden endogene, also körpereigene, Schutzmechanismen vor einem Hirninfarkt erforscht (Wegener et al., Stroke 2004; 35: 616-21). Das Ergebnis: Bei jenen Patienten, die vor ihrem Hirninfarkt, eine kurze vorübergehende Mangeldurchblutung des Gehirns – eine so genannte TIA (Transitorische Ischämische Attacke) oder „kleinen Schlaganfall“ – erlitten hatten, richtete der nachfolgende Schlaganfall weniger Schaden an als bei Betroffenen ohne vorausgegangene TIA. Es ergaben sich Hinweise darauf, dass sich das Hirngewebe durch eine TIA auf einen später folgenden Hirninfarkt in seinem Stoffwechsel einstellen kann. Das sollte einen jedoch nicht in trügerischer Sicherheit wiegen. Denn die TIA ist immer ein ernstes Warnsignal: sie deutet auf ein hohes Risiko für einen großen Schlaganfall mit bleibenden Schäden hin. Das Phänomen der so genannten Ischämietoleranz liefert nun interessante Ansatzmöglichkeiten für die Entwicklung von neuroprotektiven Medikamenten. Denn die Forscher hoffen, zukünftig den Schutzmechanismus nutzen zu können, um die Folgen eines Schlaganfalls zu reduzieren.

Koordinator und Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Arno Villringer
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Abteilung Kognitive Neurologie
Stephanstraße 1A
04103 Leipzig
Tel.: +49-341 / 9940-2220
Fax: +49-341 / 9940-2221
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