Subnetz „Experimentelle Schlaganfallforschung“
Hintergrund
Ein akuter Schlaganfall führt zu komplexen Reaktionen im Hirngewebe, die eine Schädigung oder den Tod der Nervenzellen bewirken können. Bisher sind diese Vorgänge nicht im Detail geklärt und lassen sich beim Menschen auch nicht genau analysieren. Ein solches Verständnis ist aber die notwendige Voraussetzung, um ein optimales Therapiekonzept zu entwickeln. Tierexperimentelle Studien können hier Abhilfe schaffen. Sie ermöglichen detaillierte Einblicke in die Vorgänge, die nach einem Schlaganfall zu Schädigungen im Gehirn führen. Und von diesem Wissen können später die Patienten profitieren.
Ziele
Vier Projektgruppen des Kompetenznetzes wollen die Krankheitsprozesse im Gehirn nach einem Schlaganfall und die Grundlagen der Akuttherapie tierexperimentell näher untersuchen. Das bessere Verständnis der Vorgänge eröffnet neue Wege zur Behandlung von Schlaganfällen auch beim Menschen. Die sich aus diesen Studien ergebenden erfolgversprechendsten Therapieansätze sollen auf ihre Wirksamkeit hin geprüft werden. Ziel ist es beispielsweise, die Thrombolyse-Therapie - eine medikamentöse Behandlung, um das verschlossene Blutgefäss wieder zu eröffnen - zu verbessern.
Vorgehensweise
Die vier Projektgruppen (B1-B4) entwickelten gemeinsame Standards, um ihre Daten effizienter vergleichen und austauschen zu können. Bei der Suche nach neuen Therapien gegen Schlaganfall bringt diese Zusammenarbeit einen entscheidenden Vorteil. So etablierten die Grundlagenforscher des Kompetenznetzes ein einheitliches Tiermodell. Anhand dieses Models beleuchtet jedes Forscherteam die Krankheitsprozesse im Gehirn nach einem Schlaganfall unter verschiedenen, sich ergänzenden Gesichtspunkten. Mithilfe der Magnetresonanztomografie (Projekt B1), der Durchblutungs- und Mikrozirkulationsmessung (Projekt B2), des histologischen Nachweises einer Schädigung von kleinen Blutgefäßen (Projekt B3) sowie der Beeinflussung des Gerinnungssystems (Projekt B4) ist es nicht nur möglich, die komplexen Vorgänge im Gehirn nach Schlaganfall näher zu analysieren, sondern auch die verschiedenen Therapieansätze zu prüfen.
Ergebnisse
Erste Ergebnisse der vier Projektgruppen bieten viel versprechende Ansätze für Schlaganfall-Therapien:
Beim Schlaganfall kommt es zu Durchblutungsstörungen bis hin zum Durchblutungsstopp in den kleinsten Blutgefäßen des Gehirns. Die Folge: Die empfindlichen Nervenzellen erhalten nicht mehr genügend Sauerstoff und Nahrung - und gehen zu Grunde. Deshalb ist es nach einem Schlaganfall entscheidend, die Funktion der kleinsten Blutgefäße aufrechtzuerhalten. Untersuchungen des Kompetenznetzes haben gezeigt, dass solche Funktionsstörungen in den kleinsten Blutgefässen erst bei extremen Durchblutungsabnahmen auftreten (Abb. 1). Das heißt: Jene durch einen akuten Schlaganfall geschädigten Gehirnbereiche, in denen noch eine Restdurchströmung stattfindet, sind prinzipiell durch eine verbesserte Durchblutung rettbar (Projekt B2). Auch diese Untersuchungen unterstreichen die Bedeutung, die Durchblutung nach Schlaganfall so schnell wie möglich wieder zu gewährleisten.
Abb. 1: Hirndurchblutung bei unterschiedlicher Kapillarfüllung.
Auch bei extrem niedriger Hirndurchblutung werden die Hirnkapillaren noch mit Plasma perfundiert.
Hirnschäden vermindern
Durch den Schlaganfall werden eiweißspaltende Enzyme aktiviert, die das Hirngewebe und die Blutgefäße schädigen und auflösen. Würde es gelingen, diese Enzyme zu hemmen, könnten Hirnschäden vermindert werden. (Projekt B3).
Ein weiteres Projekt (Projekt B4) untersucht, wie sich die Gefahr von Blutungen als mögliche Nebenwirkung der Thrombolyse-Therapie, verringern lässt. Als sehr viel versprechend gilt das Ergebnis, die Thrombolyse-Behandlung mit Homocystein - einem körpereigenen Eiweißbaustein - zu ergänzen. Die Blutungshäufigkeit wird dabei vermutlich durch selektive Blockade eines bestimmten Gefäß-Rezeptors (Annexin-II) vermindert.
Projektleiter
Projekt B1:
Dr. Mathias Höhn
Max-Planck-Institut für Neurologische Forschung
Gleueler Str 50
50931 Köln
Tel.: +49-221 / 4726-315
Fax: +49-221 / 4726-337
E-Mail
Prof. Dr. med. Konstantin-Alexander Hossmann
Max-Planck-Institut für Neurologische Forschung
Gleueler Str 50
50931 Köln
Tel.: +49-221 / 4726-315
Fax: +49-221 / 4726-337
E-Mail
Projekt B2:
Prof. Dr. med. Wolfgang Kuschinsky
Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Im Neuenheimer Feld 326
69120 Heidelberg
Tel.: +49-6221 / 54-4033
Fax: +49-6221 / 54-4561
E-Mail
Projekt B3:
Prof. Dr. med. Gerhard F. Hamann
Neurologische Klinik
Dr. Horst Schmidt Klinik
Ludwig-Erhard-Straße 1000
65199 Wiesbaden
Tel.: +49-611 / 432376
E-Mail
Projekt B4:
PD Dr. med. Elmar W. Busch
Neurologische Klinik
Marienhospital Kevelaer
Basilikastr. 55
47623 Kevelaer
Tel.: +49-2832 / 101401
Fax: +49-2832 / 101406
E-Mail