Projekt: „Rehabilitationsstrategien bei Armlähmungen nach Schlaganfall“

Hintergrund

Armlähmungen sind häufige Folgen eines Schlaganfalls. Patienten, die unter schweren Armlähmungen leiden, können viele Bewegungen im täglichen Leben nicht mehr oder nur sehr mühevoll mit dem noch gesunden Arm meistern. Zum Beispiel sich die Schuhe zu zubinden, sich zu waschen oder nach einem Glas zu greifen, stellt viele vor große Probleme. Teilweise führen aber auch leichtere Lähmungen eines Armes zu nennenswerten Behinderungen im Alltag, zum Beispiel in der Ausübung des Berufs. Gerade für letztgenannte Patientengruppe gab es bislang keine geeigneten Therapien mit nachgewiesener Wirksamkeit.

Ziele

Spezifische, nachhaltig wirksame Rehabilitationsmaßnahmen für die Armmotorik zu entwickeln, ist deshalb zentrale Aufgabe der Forschergruppe um Privatdozent Thomas Platz von der Klinik Berlin, Abteilung für neurologische Rehabilitation, Charité, Campus Benjamin Franklin.

Vorgehensweise

Das Forscherteam mit Medizinern und Therapeuten entwickelt neue Therapieformen für Schlaganfallopfer, die unter einer gestörten Armkontrolle leiden, und überprüft gleichzeitig, von welchen Behandlungsstrategien die Patienten am besten profitieren. Das Besondere dabei: Die entwickelten Methoden greifen sehr spezifisch die jeweiligen individuellen Funktionsdefizite (Schädigungen) auf, und behandeln diese systematisch durch häufig wiederholendes Üben. Nach dem "Schlüssel-Schloss-Prinzip" ergeben sich dadurch gezielte Therapieansätze, die unter dem Begriff "schädigungsorientierte Therapie" (Impairment oriented Training, kurz: IOT) zusammengefasst werden. Die Wirksamkeit solcher Therapien wird vor einer Anwendung in der Patientenversorgung - ähnlich wie dies bei Medikamenten erfolgt -  in klinischen Studien geprüft. Es wird also getestet, ob die neuen Therapieformen den bisherigen Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Armlähmungen tatsächlich überlegen sind. Diese klinische Prüfung erfolgt - dank der Zusammenarbeit im Kompetenznetz - bundesweit in verschiedenen Rehabilitationskliniken.

Arm-Basis-Training

Abb. 1: Beim Arm-Basis-Training werden selektive Gelenkbewegungen geübt wie z.B. die endgradige Verkürzungs- und Verlängerungsfähigkeit der Fingerabduktoren und -adduktoren.

Erste Ergebnisse

Erste vielversprechende Ergebnisse zeigte eine Studie (Platz et al., Arch Phys Med Rehabil. 2001;82:961-8), an der 60 Patienten teilnahmen: Durch das so genannte Arm-Fähigkeits-Training, das von Wissenschaftlern des Projektes für Patienten mit leichter Armlähmung entwickelt wurde, ließen sich Störungen in den alltäglichen Bewegungsabläufen nachweislich dauerhaft verbessern. Im Rahmen dieses Trainings üben die Teilnehmer zum Beispiel schnell und präzise mit dem Arm zu zielen, mit kleinen und größeren Objekten geschickt zu hantieren oder rasche Fingerbewegungen auszuführen.

In einer weiteren Studie mit insgesamt 60 Patienten wurde die Wirksamkeit des Arm-BASIS-Training bei schwerer Armlähmung geprüft. Beim Arm-BASIS-Training wird durch systematisch wiederholendes Üben die aktive Bewegungsfähigkeit für Schulter, Ellenbogen, Hand und Finger gezielt wiederhergestellt. Das Ergebnis der Studie: Patienten mit schwerer Lähmung, die das so genannte Arm-BASIS-Training erhielten, konnten ihren gelähmten Arm anschließend deutlich besser bewegen als Patienten, die dieses Training nicht erhielten oder nach einer häufig angewendeten physiotherapeutischen Therapieform behandelt wurden (Platz et al., Clin Rehabil., 2005; 19: 714-24).

Projektleiter

Prof. Dr. med. Thomas Platz
Abteilung für neurologische Rehabilitation und Frührehabilitation
NRZ Greifswald
An-Institut der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
Karl-Liebknecht-Ring 26 a
17491 Greifswald
Tel.:+49-3834 / 871-201
Fax: +49-3834 / 871-226
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